Früher war alles einfach: Ein Unternehmen, eine klare Linie, eine eindeutige Hierarchie. Heute sieht die Welt anders aus. Unternehmen wachsen, spalten sich in Holdings auf, bauen Business Units, Tochtergesellschaften oder regionale Werke. Strukturen, die einmal übersichtlich waren, verwandeln sich in ein Labyrinth.

Mit einer klassischen Linienorganisation lässt sich diese Komplexität oft nicht mehr abbilden. Ein Weg aus dem Dilemma: die Matrixorganisation.

Die Verlockung der Matrix und ihre Schattenseiten

Die Matrixorganisation klingt nach der perfekten Lösung. Sie verspricht:

  • mehr Flexibilität,
  • bessere Nutzung von Fachwissen,
  • eine hohe Anpassungsfähigkeit,
  • Förderung von Teamarbeit,
  • und die Möglichkeit, komplexe Aufgaben fachübergreifend zu lösen.

Damit ist sie gerade in dynamischen Märkten oder bei fachübergreifenden Projekten ein starkes Instrument, um Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen.

Doch die Matrix hat auch ihre Schattenseiten. Dort, wo Verantwortung geteilt wird, kann es schnell passieren, dass sie sich am Ende in Luft auflöst.
Mehr Kommunikation ist nötig, Entscheidungen ziehen sich, Konflikte entstehen.

Die Praxis zeigt: Wo Verantwortung geteilt wird, droht auch die Gefahr, dass sich niemand zuständig fühlt.

Ein Beispiel aus der Praxis

Stellen wir uns ein Unternehmen mit einer klassischen Zentrale und mehreren Werken vor. Um zentrale Themen (etwa HR) effizienter zu steuern, wird eine Matrixorganisation eingeführt.

  • In der Zentrale gibt es die HR-Abteilung.
  • In den Werken ist jeweils ein HR-Mitarbeiter vor Ort.
  • Disziplinarisch berichtet dieser Mitarbeiter an den Werkleiter.
  • Fachlich ist er dem HR-Leiter in der Zentrale zugeordnet.

Klingt sinnvoll und ist es auch, solange die Verantwortlichkeiten klar festgelegt, kommuniziert und dokumentiert sind.

Doch die Erfahrung zeigt, wird dies nicht konsequent umgesetzt, entstehen Lücken. So kam es in einem realen Beispiel dazu, dass Mitarbeitende mehrere Jahre lang keine notwendige Unterweisung erhielten. Jeder der beiden Vorgesetzten dachte, der andere sei verantwortlich.

Klarheit ist Pflicht

Die Matrixorganisation kann funktionieren, sogar sehr gut. Doch die Voraussetzung ist unmissverständlich: Verantwortlichkeiten müssen eindeutig definiert sein.

Oder, um es mit einer Anleihe aus „Highlander“ zu sagen: Es kann nur einen geben!

Nicht ohne Grund fordert etwa das Bundes-Immissionsschutzgesetz in § 52b eine Mitteilungspflicht zur Betriebsorganisation, wenn ein vertretungsberechtigtes Organ einer Gesellschaft aus mehreren Mitgliedern besteht. Auch hier geht es um eines: Klarheit über Verantwortlichkeiten.

Lost in der Matrix verhindern

Die Matrixorganisation ist kein Irrweg. Sie ist ein starkes Instrument, um mit Komplexität umzugehen und die Zukunftsfähigkeit zu sichern. Aber nur dann, wenn die Spielregeln klar sind.

Verantwortlichkeiten sind das Navigationssystem, ohne das man sich im Dschungel der Zuständigkeiten verliert. Wer sie nicht definiert, riskiert, dass Mitarbeitende und Führungskräfte irgendwann nur noch eines sind: Lost in der Matrix.