Corporate Digital Responsibility (CDR) – das ist ein vergleichsweise junges Konzept im Zusammenspiel mit der Corporate Social Responsibility (CSR), dessen Begrifflichkeiten sich noch im Fluss der Entwicklungen befinden. Durch die Digitalisierung von Unternehmensprozessen – insbesondere beschleunigt durch die Covid-19-Pandemie der letzten Jahre – gewinnt die digitale Perspektive immer mehr an Bedeutung.

Als Bestandteil der ESG-Kriterien („Environment, Social und Governance“) bestimmen CSR und CDR inzwischen über die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. ESG-Performance eines Unternehmens, gleich welcher Größe, wird vornehmlich gleichgesetzt mit Nachhaltigkeitsleistung. Lange Zeit handelte es sich bei dem Konzept ESG noch um sogenanntes „Soft Law“, nicht näher fixiert und verschriftlich, doch langsam wird es nach und nach zu „hartem“ Recht.

„Greenwashing“ und Orientierung am gesetzlichen Minimum reichen inzwischen nicht mehr aus, um das Vertrauen der Gesellschaft in die Legitimität und die Reputation des eigenen Unternehmens aufrechtzuerhalten, vielmehr geht es darum, nicht nur erfolgs- und marketingorientierte, sondern tatsächlich werteorientierte Unternehmensführung zu betreiben.

Diese geforderte Integrität und das Thema Compliance sind dabei eng verbunden und sollten in der Unternehmensstruktur nicht getrennt werden. Compliance wird nicht nur als Befolgung externer Richtlinien, sondern als Verkörperung interner Wertsetzung betrachtet. Im Vordergrund steht, den Gedanken und den Zweck hinter den Vorschriften zu verstehen und zu leben. Andernfalls bleibt das Compliance-System unauthentisch und blind und eröffnet damit nicht nur Unsicherheiten bezüglich der Zukunftsfähigkeit der Unternehmen, sondern auch das Risiko, dass Gefahrenquellen in komplexen Entscheidungssituationen übersehen werden, da die notwendige Anpassungsfähigkeit und Verinnerlichung fehlt.

Corporate Digital Responsibility und digitale Ethik betreffen dabei nicht nur den Einsatz neuartigen Technologien in Unternehmen, für die noch keine Regelungen im „Hard Law“ vorhanden sind. Vielmehr bilden sie das Fundament gemeinsamer Werte im Umgang mit Daten und Technologien im Allgemeinen: Wenn wir annehmen, dass menschliches Verhalten von moralischen Normen und ethischer Prüfung geleitet werden sollte, dann sollte jeder Einsatz von digitaler Technologie denselben Regeln folgen.

Besonders stark ist natürlich der Medizin- und Gesundheitssektor betroffen, in dem schon heute neueste digitale Errungenschaften die Arbeit der Forschenden, Ärzte und des medizinisches Fachpersonals erleichtern und in der Vielzahl der Fälle auch erst ermöglichen. Auch zur Unterstützung in der Industrie und selbst in der privaten Work-Life-Balance sind Technologien im Einsatz, die die Kommunikation, Fortbewegung, vergleichsweise „lästige“ Routineaufgaben und sogar die private Haushaltsführung, vereinfachen, beschleunigen und effizienter gestalten sollen.

Die Schlüsselposition des digitalen Faktors ist nicht mehr wegzudenken. Gleichsam zentral muss daher die Corporate Digital Responsibility als Perspektive für nachhaltige Digitalisierung sein, um widerstreitende Interessen und Ansprüche auszugleichen. Ebenso wie bei der Corporate Social Responsibility im Allgemeinen geht es bei Corporate Digital Responsibility um soziale, gesellschaftliche und unternehmerische Verantwortung, sodass eine Konzeptionierung des CDR als Bestandteil der ESG-Kriterien und des Compliance-Mindsets erwogen werden sollte:

Wie verarbeite ich Daten? Erfülle ich damit „nur“ die gesetzlichen Vorgaben oder besteht darüber hinaus selbsterkanntes Potential zur Verbesserung des Schutzes meiner Kundschaft und Belegschaft? Wie hängen Energiekonsum und Digitalisierungsnutzen zusammen? Setze ich Technologie und digitale Wege verantwortungsvoll ein und wie stelle ich mir die digitale Zukunft vor, insbesondere in der stetigen Veränderung vorhandener Berufsbilder?

Diese Gesamtbetrachtung erfordert eine Prüfung der eigenen Orientierung bei Fragen der Transparenz, effizienten Nutzung und selbstverantwortlichen Strukturierung durch Digitalkompetenz.

Fazit

Die Digitalisierung kann uns glücklicherweise viele Tätigkeitsfelder und Aufgaben erleichtern und teilweise sogar vollständig abnehmen, doch der ethische und nachhaltige Einsatz von Technologie – und das nicht nur zur Sicherung der eigenen unternehmerischen Zukunftsfähigkeit – verbleibt nach wie vor in unserer Selbstverantwortung.

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